Segelyacht Gemma

Reiseberichte

Nordfriesland 2000 vom 27. Mai bis 2. Juli 2000

Zielort Insel
Entfernung
Makkum  
List Sylt
200 sm
Munkmarsch Sylt
6 sm
Hörnum Sylt
38 sm
Wyk Föhr
18 sm
Wittdün Amrum
7 sm
Husum  
37 sm
Süderhafen Nordstrand
5 sm
Helgoland Helgoland
50 sm
Richel  
170 sm
Makkum  
20 sm

Wie im Jahr zuvor begann es auch diesmal mit viel zu viel Wind. Das Auslaufen mit dem Ziel List auf Sylt war für Samstag Mittag geplant, aber bei Sturm mit Orkanböen zogen wir es vor, im Heimathafen Makkum zu bleiben. Noch nie lagen wir so schaukelig in unserer Box! Schade, dass unser Gast J. B., der uns bis List begleiten wollte, knapp im Zeitplan war und Sonntag Mittag die Heimreise nach Dormagen antreten musste, ohne seinen Meilennachweis erreicht zu haben.

Dienstag endlich starteten wir nach der eingetretenen Wetterberuhigung und hatten bald das andere Extrem: fast kein Wind von Achtern. Nach 40 Stunden, fast nur unter Motor, waren wir froh, im uns bekannten Hafen von List einzulaufen. Für die erste Nacht konnten wir am dort beheimateten Forschungsschiff festmachen und uns am nächsten Tag an den Kopf eines Schwimmstegs verlegen. Während der Nacht machten 2 junge Männer (hatten die ein Schiff? Frage d. S.) bei uns längsseits fest, die es wegen des inzwischen wieder starken Windes ungewollt nach List verschlagen hatte. Leider mussten auch sie weiterhin ihre Reisepläne aus Wettergründen einschränken.

Für uns war erst mal mehrtägiges Schlemmen bei Gosch, einschließlich nächtlichem Austernschlürfen mit Champagnerspülung, angesagt. Ein Ausflug nach Kampen stand auch auf dem Programm. Wir bewunderten das rote Kliff und die Luxushäuser im Ort. Zur Einkehr in einem Promilokal auf der Schicki-Micki-Meile konnten wir uns allerdings nicht entschließen. Trotz Krankheit des Hafenmeisters waren wir im Lister Hafen wieder gut aufgehoben.

Unser nächstes Ziel, Munkmarsch, der alte Fährhafen, wurde schnell erreicht. Die spärlich ausgelegten Tonnen über flaches Wasser fanden wir gut. Außerdem konnten wir uns an entgegenkommenden Booten orientieren. Zufällig begegnete uns der Hafenmeister mit seinem Segelboot, fragte ob wir nach Munkmarsch wollten, und wies uns gleich einen freien Liegeplatz zu. Im Hafen gab es Strom und Wasser, freies Duschen, einen trockenfallenden Liegeplatz und ein bewirtschaftetes Seglerheim, was will man mehr. Die Liegegebühr vom DM 30,-- pro Nacht (wir waren das 5. Gastschiff des Jahres!) schockte allerdings, zumal es in der Nähe keine Einkaufsmöglichkeiten gab, nur sehr gehobene Gastronomie. Bei unseren Spaziergängen freuten wir uns an der schönen Wattlandschaft und bewunderten wieder die reetgedeckten Häuser. In der ansässigen Töpferei erstanden wir für Gemma drei kleine Leuchter in Schollenform, die uns eine Erinnerung an diesen Urlaub bleiben werden. Da wir den nahegelegenen Ort Keitum von unserem letzten Aufenthalt her kannten, zog es uns weiter nach Hörnum. Auf der schönen Segeltour, fast rund um die Insel, begegneten wir den berühmtem Schweinswalen und Maximilian (dies ist unser Name für einen Seehund) mit seiner zahlreichen Sippe.

Bei unserer Einfahrt in den Hafen liefen die beiden Nachbarn aus List gerade aus und wir erfuhren von den neuen Stegnachbarn ihre geänderten Pläne. Die Stegnachbarn waren überhaupt sehr kommunikationsbereit, zumal sie aus Wettergründen schon länger im Hafen verweilten. Hörnum zeigt wiederum ein anderes Gesicht von Sylt, eher "normal". Wir ließen es uns wieder gut gehen bei besten Versorgungsmöglichkeiten. Gern wären wir um die Odde gelaufen, aber weil man dafür DM 6,-- pp Kurtaxe zahlen muss, verzichteten wir. Bei dem vorherrschenden starken Wind wäre es wohl auch nicht so angenehm gewesen. Ein ausgiebiger Dünenspaziergang und der Besuch der Wattenmeerstation trugen stattdessen zur weiteren Erholung bei.

Wie sollte es weitergehen? Wir waren nun lange genug auf Sylt und wollten auf den Besuch des Rantumer Hafens verzichten und endlich ins Watt. Erhard hatte schon Möglichkeiten ausgetüftelt und in diesem guten Ausgangshafen hätten wir uns prima mit Proviant für mehrere Tage versorgen können. Aber der Wind! Viel zu stark für gemütliche Tage vor Anker oder gar zeitweise auf dem Trockenen. Auch der Hafen von Amrum kam nicht in Frage, weil bei den vorherrschenden Verhältnissen völlig ungeschützt.

Also auf nach Föhr, auch nicht schlecht, und ein schöner Segeltag stand so auch bevor. In der ersten Nacht dort glaubten wir allerdings zu träumen. Bei zufälligem Wachwerden stellten wir fest, dass wir mitten im Hafen trocken lagen. Aber es war Realität, der Wind hatte das Wasser weggeblasen. Später erzählte man uns, dass sich hier sowieso am Untergrund viel verlagert hatte, was im Nachhinein die ziemliche Leere im Hafen erklärte.

Mittlerweile hatte der Wind gedreht und so konnte die Reise nach Amrum weitergehen. Der Hafen versprach nicht viel Komfort, aber außer dass es keine Schwimmstege gab war alles perfekt, auch das Päckchenliegen war erträglich. Der geplante kurze Spaziergang zum Leuchtturm wurde, da wir nicht die Straße lang laufen wollten, ein ausgiebiger Dünenmarsch und bescherte uns einen wunderbaren Blick über den trockengefallenen Kniepsand. Leider war der Leuchtturm zur angekommenen Zeit nicht zu besichtigen. Wir besuchten außerdem die Inselorte Nebel und Nes und lernten an einem Abend im Hafenrestaurant ein Juristenehepaar aus Düsseldorf kennen. Dieses verbringt seit ca. 20 Jahren regelmäßig seine Urlaube auf Amrum und segelt mit einer kleinen Jolle bei fast jedem Wetter täglich das Revier ab. Wir verbachten eine interessanten Abend mit ihnen.

Wieder hätten wir uns gut versorgen können, aber die Windstärke war zuviel fürs Watt. Allerdings lockte das uns bekannte Husum auch und bot sich als günstiger Treffpunkt mit Margrit und Wolfram aus Kiel an. Im Hafen des ortsansässigen Segelclubs wurden wir herzlich aufgenommen. In der zugewiesenen Box fielen wir allerdings hoch und schräg nach Steuerbord trocken, aber man gewöhnte sich dran, so dass wir auf das angebotene Verlegen an ein Fischerboot verzichteten. Zu Fuß in die Stadt war es leider recht weit, zumal Karla gesundheitlich angeschlagen war mit heftigem Husten sowie allgemeiner Schlappheit und der starke Wind ihr zusetzte. Der schöne Tag mit den Kielern begann mit ausgiebigem Frühstück dank mitgebrachter Leckereien und ging in aller Gemütlichkeit schnell rum.

Laut Wetterbericht sollte es nun endlich Sommer werden und auch der Wind sollte sich legen. Aber wir trauten dem nicht mehr so ganz und brauchten außerdem mal wieder Stromausschluss, das einzige was im Husumer Hafen fehlte. Von der Stadt hatten wir auch genug, also wurde als nächstes Ziel Nordstrand, Süderhafen, etwas skeptisch angelaufen. Außer Strom sollte es dort nicht viel geben. Was wir vorfanden war ein Sommerparadies wie aus dem Bilderbuch. Durch den Einsatz eines Clubmitglieds erhielten wir die beste Box im Hafen mit Strom, Wasser und einem eigenen "Vorgarten". Wieder wurde bewundert, dass sich so ein großes Schiff in solch einen kleinen, hoch trockenfallenden Hafen über flaches Wasser traut, und wir wurden herzlich im Kreis der Wattfahrer aufgenommen. Bis auf einen Supermarkt hatten wir jede Versorgung vor der Nase und das Restaurant gegenüber erwies sich auch als Volltreffer. Über Nacht waren wir wohl die einzigen im Hafen. Wir fielen hoch trocken, fast waagerecht. Das Wetter wurde herrlich, drumherum war es wie im Halligpriel mit all seinen Vögeln und Getier. Wir fühlten uns entschädigt und genossen die 4 Tage Aufenthalt. (Das ganze für DM 15,-- pro Nacht incl. Duschen.)

Doch wir mussten ans Heimreisen denken. Die Besuche der Halligen hatten wir mittlerweile leider aus der Planung genommen. Wir beobachteten sorgenvoll die Windprognosen und beschlossen, sobald einigermaßen günstig, als erste Etappe Richtung Heimat Helgoland anzulaufen, in der Hoffnung von dort aus wieder schnell wegzukommen. Zum Ferienende lockte noch so vieles: die ostfriesische Küste, unser Hausrevier - das niederländische Watt -, oder die friesischen Kanäle.

Helgoland erreichten wir ganz gut und legten uns ins Päckchen. Wir wussten ja was auf uns zukommt, nur nicht für wie lange. Es sollte eine ganze Woche werden. Die Windstärke stieg an auf 8 Bft mit heftigen Böen, natürlich immer aus westlicher Richtung. Der große Touristenkatamaran konnte nicht mehr kommen und auch nicht mehr alle Bäderschiffe, es wurde auch tagsüber ruhig auf der Insel. Die Segler mit Ziel Holland oder England lagen fest bzw. kamen nach einem Auslaufversuch zurück. Wir erkundeten die letzten Winkel Helgolands einschl. Besuch des Meerwasser- Schwimmbads und Aquariums, genossen zum ersten mal die Helgoländer Spezialität Knieper und erstanden eine neue Fahne für Gemma. Mit langem Gesicht wurden ihre Lackschäden, dank des großen Päckchens, registriert. Dass wir mangels Stromanschluss den Kühlschrank abschalten mussten, war wegen des kühlen Wetters nicht ganz so schlimm. Wir waren sicher im Hafen und konnten auf eine schöne Zeit zurückblicken. Die nordfriesischen Inseln hatten uns ihre Vielfältigkeit gezeigt, wir hatten nur mit netten und interessanten Leuten zu tun gehabt und Karla ging es auch wieder gut. Viele leckere Krabbengerichte in neuen Variationen und als Höhepunkt Koteletts vom Salzwiesenlamm waren aus der Bordküche auf den Tisch gekommen.

Die resignativ günstigeren Windprognosen verschoben sich nun immer weiter nach hinten, wir mussten los. Immerhin war nur noch Windstärke 6 und eine Wellenhöhe von ca. 3 m als wir den Hafen verließen. Nach 30 Stunden hoch am Wind mit 2 Schlägen konnten wir bei Richel (holländisches Wattenmeer bei der Insel Vlieland) den Anker werfen. Es hätte schlimmer kommen können. Nachdem wir dort die Veränderungen der Betonnung durchschaut hatten, freuten wir uns über die erholsame Ruhe im bekannten Priel und kehrten am nächsten Tag ausgeruht heim nach Makkum.

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11.2.2004